Was ist wirklich Glück?

Liebes Du,

es kommt mir vor, als hätte ich hier ewig nicht mehr geschrieben, dabei ist es noch gar nicht lange her. Seit dem letzten Mal ist Frühling geworden und ich freue mich, aufzublühen, wie es die Bäume und Blüten tun. Ich möchte jeden Monat einen Blogartikel mit einem Gedicht veröffentlichen, also wie bisher.

Mein heutiges Gedicht ist im Rahmen des Seminars “Handwerk des fiktionalen Schreibens” entstanden, welches ich dieses Semester belege. Die Aufgabe war, ein Gedicht mit 14 Zeilen zu schreiben, das sich thematisch von “Zerstörung” zu “Aufbau” entwickelt. Wir sollten dabei bewusst über die Gestaltung der einzelnen Zeilen nachdenken.

Was ich mit diesem Gedicht assoziiere – ich lade dich ein, etwas ganz anderes darin zu sehen – ist die Erkenntnis, dass das Glück nicht immer darin besteht, was man sich als “perfekt” vorgestellt hat. Vielmehr erlebe ich Glück in dem, was mir wirklich wichtig ist und wie das aussieht, nimmt manchmal überraschende Formen an. Manchmal ist es einfacher und viel kompromissbereiter als in der Fantasie meines Vergangenheit-Ichs. Was ich unheimlich zu schätzen weiß, ist die Liebe, der ich zu Teil werde.

Eine Liebe, die ich empfangen und senden darf. Ich denke, das Glück liegt oft im Kontakt, mit anderen und mit sich selbst. Es ist nicht das Haus, das Auto und die tägliche Meditation (was alles sehr nützlich sein und auch zu einem Teil der Zufriedenheit beitragen kann), sondern es ist die Fähigkeit, Lebensumstände so zu verändern, sodass sie zu meinen Werten passen. Es sind die Beziehungen, die nähren. Sehnsüchte nach Halt, Lebendigsein, Ordnung, all das, was uns vielleicht Produktwerbungen verkaufen wollen – das finde ich in mir und in meinen Beziehungen. Nicht weil sie konfliktfrei sind, sondern weil sie wachsen können. Das Schönste daran ist für mich, die Erfahrung zu machen, dass Glück gemeinsam entsteht. Das mag abgedroschen klingen, doch es bedeutet: ich habe mich nicht darauf vorbereitet, ich muss es nicht alles verstanden oder geplant haben. Wir machen das ZUSAMMEN.

Bei all der Tristesse, der man manchmal begegnen muss, schätze ich mich glücklich, meinen Idealismus nicht verloren zu haben. Zwei Fragen, die ich dir als Impuls mitgeben möchte, ist: Was brauchst du gerade wirklich, was du dir nicht gibst, weil es nicht dem “perfekten Bild” entspricht? Wenn keiner davon erfahren müsste, was würdest du auf der Stelle tun?

Mit Grüßen von Herzen,

Deine Vannina


MEIN HERZ ist mir gebrochen worden;

dann habe ich nach Schönheit gesucht, der reinen –

nicht nach dem, was mir wirklich wichtig ist.

 

Ich habe Heimweh bekommen,

nach einem unfertigen Haus –

dort, wo nichts zuhause war –

nur Vasen und Gardinen.

 

Mein Herz ist mir kaputt gegangen,

doch ich habe gelernt, es zu halten mit dir.

Für mich und auch für dich;

damit es uns nun besser geht.

 

Keine Schönheit der Welt –

gleicht der warmen Nähe, die du mir schenkst,

ist mir derart Kompass geworden.

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3. Das Hadern am Lesen